Skip to main content

Zwischen Himmel und Hölle: Die Mannschaft von Vöcklamarkt-Trainer Bernhard Kletzl siegte im Landescup-Finale, zittert in der Regionalliga Mitte aber noch um den Klassenerhalt. Die OÖNachrichten baten den 40-Jährigen zum Interview.

OÖNachrichten: Gratulation zum 3:1 Sieg im Finale gegen Bad Schallerbach.

Bernhard Kletzl: Vielen Dank. Es war ein krönender Abschluss einer intensiven Woche. Mit den
beiden Liga-Spielen und dem Landescup-Endspiel war es das dritte Spiel binnen einer Woche. Umso stolzer bin ich auf das Team.

Wie würden Sie generell die Reise bis zum Finale beschreiben?

Wir sind als einer von zwei Regionalligisten in den Bewerb gestartet, hatten somit automatisch die Favoritenrolle inne. Wir mussten trotzdem immer einen echten Kampf abliefern, weil es im OÖ-Unterhaus viele richtig starke Mannschaften gibt. Der Bewerb hat uns richtig getaugt, zumal wir daraus auch Selbstvertrauen für den harten Liga-Alltag gezogen haben. Zudem haben wir von Anfang an gewusst, dass es über die Liga schwierig werden würde, einen ÖFB-Cup-Platz zu erreichen. Umso wichtiger war es uns, dieses Ziel über den Landescup zu erreichen.

Nach dem Finalsieg wurde ein echter Party-Marathon angepfiffen…

Das stimmt. Die Burschen haben mich gefragt, ob sie feiern dürfen. Nach dieser intensiven Woche ware es für mich klar, dass ich ihnen einige Tage frei gebe. Es sind so viele Emotionen herausgebrochen, wir haben es richtig krachen lassen. Auch ich habe es am Freitag nicht ins Büro geschafft. Einige Kicker waren sogar am Wochenende noch unterwegs und sind spontan nach Mallorca geflogen.

Gibt es ein Wunschlos für die erste ÖFB-Cup-Runde?

Ein großer Gegner wäre ein Traum. Es hätte etwas, wenn der Rapid-Bus in Vöcklamarkt vorfährt. Aber auch Derbys gegen LASK oder Ried wären cool.

Einerseits wird über den Landescup-Sieg gejubelt, andererseits sitzt man in der Regionalliga auf dem Schleuderstuhl, muss noch um den Klassenerhalt bangen. Wie nervlich belastend sind die vergangenen Wochen?

Es war die wohl härteste Phase in meiner bisherigen Trainerkarriere. Der Druck war enorm, es gab zudem immer wieder echte Nackenschläge. Das neben Lafnitz auch Voitsberg aus der zweiten Liga in die Regionalliga Mitte absteigen könnte, war ein echter Super-GAU. Sportlich liegt es nicht mehr in unserer Hand, wir müssen hoffen, dass es in der Regionalliga Ost keinen Aufsteiger gibt.

Konnten Sie aus dieser Phase auch etwas mitnehmen?

Auf jeden Fall. Vor allem dass wir nie aufgegeben haben. Die Burschen haben ein richtiges Herz entwickelt. Alleine die vergangene Woche spricht für sich, mit drei absoluten Endspielen. Die Partien waren an Dramaturgie nicht zu überbieten. In Wels haben wir in der 88. Minute das 1:2 kassiert, konnten mit der letzten Chance aber völlig verdient noch ausgleichen. Zwei Tage später waren wir gegen Treibach schon 1:3 zurück, konnten am Ende noch ein 3:3 holen. Auch im Landescup mussten wir einen Rückstand wegstecken. Andere Teams wären in unserer Situation längst auseinandergebrochen.

Trotz der noch immer ungewissen sportlichen Zukunft hat der Klub Ihren Vertrag längst verlängert.

So etwas habe ich noch nie erlebt, es war ein cooler Zug. Ich will natürlich weiter Trainer eines Regionalliga-Vereins sein, aber der Vertrag gilt auch in der OÖ-Liga. Die Regionalliga wäre für Vöcklamarkt so wichtig, gerade jetzt, wo auch der Bau des neuen Trainingszentrums begonnen hat. Mit dieser Infrastruktur wäre alles angerichtet. Und man muss aber auch ehrlich sein: Mit unserem Budget wäre es nicht realistisch, bei einem Abstieg in die OÖ-Liga den Titel als Ziel auszugeben.

Sie sind bereits im Alter von 27 Jahren in das Trainergeschäft eingestiegen – wie ist es dazu gekommen?

Ich habe mir in meiner Zeit als Aktiver einen Achillessehnenriss zugezogen, wurde dann von meinem damaligen Trainer Mario Messner gefragt, ob ich ihn während meiner Verletzungspause nicht helfen will. Das habe ich dann gemacht und habe früh gemerkt, dass der Trainer-Job für mich früher oder später eine ernsthafte Alternative sein wird. Ich habe dann zwar noch einmal zum Kicken begonnen, als bei meinem damaligen Klub der Trainer nach der Winterpause aber nicht mehr zurückgekehrt ist, war meine Chance gekommen. Ich bin da reingeschlittert und bereue es nicht.

Eine wichtige Rolle in Ihrer Trainer-Ära spielt wohl auch ein bekanntes Familienmitglied. Ex-Bundesliga-Trainer Gerald Baumgartner ist Ihr Onkel.

Da habe ich natürlich früh einiges mitbekommen, wenn der Onkel im Profigeschäft aktiv ist. Für mich ist er ein Mentor. Es ist immer über ein normales Onkel-Neffe-Verhältnis hinausgegangen. Er ist mir auch in der akutellen schwierigen Phase mit Vöcklamarkt während der Frühjahrssaison immer zur Seite gestanden, hat mir gut zugesprochen und mir gesagt, dass ich einfach die Ruhe bewahren muss.

Vielen Dank an die OÖNachrichten für die Zurverfügungstellung dieses Artikels! 🙏🏼

AllgemeinAusgredt

„Servus fescher Bursch“

Michael ZehentnerMichael Zehentner6. November 2024
AllgemeinAusgredt

Wir sind endlich wieder online!

Michael ZehentnerMichael Zehentner1. Oktober 2024