Interview mit Neo-Vorstand Christian Sattlberger

Eine spektakuläre Wintertransferzeit ist vorbei. Es ist der Startschuss für die hoffentlich positive Erledigung  einer ganz schwierigen sportlichen Aufgabe im Frühjahr. Der großen Aufhojagd und der Mission Ligaerhalt.

Aber in diesem Winter war nicht nur der sportliche Bereich großen Veränderungen unterworfen, sondern auch sonst wurde einiges in Bewegung gesetzt. Dinge, die nicht sofort, aber sicher langfristig zu sehen sein werden. Mit einer mehrteiligen Interviewserie bis zum Saisonstart wollen wir einen Einblick geben in die aktuellen Entwicklungen im Verein und auch darüber was man aus den Fehlern der vergangenen Jahre gelernt hat und nun anders machen will. Die Interviewserie eröffnet Christian Sattlberger. Wer? Christian ist das jüngste Mitglied im Vorstand und begleitet die UVB seit dem Spätherbst im organisatorischen Bereich.

Christian, wie bist du zur UVB gekommen?

Durch meine zukünftige Frau, Sie ist Vöcklamarkterin, der Mann ihrer Cousine ist Sektionsleiter der UVB, Robert Hingsamer. Mit ihm habe ich gesprochen und gemeint, es wäre interessant, bei der UVB Vöcklamarkt ehrenamtlich mehr zu machen, als „nur“ ins Stadion zu gehen und zuzuschauen. Er war es dann, der an mich herangetreten ist und mich mit den weiteren Personen im Verein bekannt gemacht hat. Nach einigen sehr guten Gesprächen haben wir uns darauf geeinigt, dass ich Mitglied im Vorstand werde.

Beruflich bist du Unternehmensberater, auch mit dem Ziel deren internen Prozesse zu optimieren. Wie kann man sich deinen Aufgabenbereich bei der UVB denn vorstellen?

Ähnlich. Ich sehe mich ja auch in dem Bereich der Strategieentwicklung und Organisation. Das ist möglicherweise etwas, was im Vereinswesen ungewöhnlich ist, aber ich denke bei einem Verein wie der UVB – so wie ich ihn momentan erlebe und analysiert habe – ist es ganz einfach notwendig, das sage ich jetzt auch so knackig heraus. Nach Rücksprache mit den Vorständen und den Funktionären habe ich eine Deckungsgleichheit verspürt. Auch wenn es teilweise unpopuläre Aussagen sind, oder Aussagen sind die weh tun. Sie haben aber eine Berechtigung und das merken die Verantwortlichen bei der UVB.

Das heißt hier gibt es Schwachpunkte?

Ja, es gibt sie. Ganz einfach, es sind viele Menschen ehrenamtlich sehr bemüht den Verein zu führen. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass es beispielsweise keine klar definierten internen Kommunikationswege gibt. Salopp ausgedrückt sind viele für vieles verantwortlich. Es fehlen ein aktuelles Organigramm, eindeutige Stellen-, oder Funktionsbeschreibungen, bzw. Ablauf- und Aufbauorganisationen. Der Verein ist stark vom Tabellenplatz bestimmt, bzw. „geleitet“. Entsprechend wird gehandelt. Ich sage, der Verein ist reaktiv in seinem Tun und Handeln und nicht aktiv. Langfristigen Erfolg im Fußball können wir jedoch nur erreichen, wenn wir aktiv unser Geschehen bestimmen.

Was ist daher das mittel- bis langfristiges Ziel?

Kurzfristig ganz klar der Ligaerhalt und der Verbleib in der Regionalliga. Ein Abstieg in die OÖ-Liga wäre allerdings kein Beinbruch, es würde das langfristige Ziel nicht verändern, nämlich die internen Strukturen und Abläufe auf professionellere Beine zu stellen. Das wird uns auch gelingen. Wir zeigen, dass wir sportlich sehr gut aufgestellt sind, auch mit einem hervorragenden Trainer Karl Vietz, der Tradition mitbringt und mit Franz Gilhofer und Hannes Fally Top-Leute an seiner Seite hat. Wir sind in Summe gut aufgestellt, es fehlt die übergeordnete Instanz, welche alle Aktivitäten (Sport, Marketing, Kantine,…) miteinander koordiniert.

Das heißt auch die Rolle der Jugend ist eine ganz wichtige in diesem Kontext?

Ja unbedingt! Da sind wir auch sehr stolz darauf. Es sind rund 230 Kinder und Jugendliche aller Altersklassen im Verein, da brauchen wir uns vor keinem anderen Verein in Oberösterreich verstecken. Da wird auch intern im Moment viel gemacht um die Arbeit weiter zu verbessern, wir sind da guter Dinge und die Nachwuchsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil unseres Gesamtkonzeptes. Aber auch unsere Fans sind uns wichtig, da möchte ich auch ganz genau hinschauen. Denn unsere Fans sind – und das ist bei Gott nicht despektierlich gemeint – doch etwas veraltert. Es braucht da eine gelungene “Mittelschicht”, und ganz wichtig: die Jugend muss begeistert werden ins Stadion zu kommen. Es fehlt uns auch an einer echten Fankultur wie es vor ein paar Jahren noch der Fall war. Da müssen wir einiges Aufholen. Wir müssen aktiv auf die Fans und deren Bedürfnisse zugehen um auch zu wissen, was sie vom Verein erwarten. Mehr Transparenz zeigen. Wir lesen solche Kritik ja auch in den Foren.

Vöcklamarkt baut ja auf ganz viel ehrenamtliche Unterstützung. Ohne die vielen Helfer wäre der Verein so gar nicht möglich. Stoßen solche Modelle in der Regionalliga an ihre Grenzen?

Absolut. Wir müssen natürlich mittel- bis langfristig darüber nachdenken, was wir wollen?! Wo soll die Reise hingehen und was ist unsere Strategie dafür? Wollen wir zwischen OÖ-Liga und Regionalliga pendeln, wollen wir uns in der Regionalliga etablieren, oder möglicherweise sogar weiter nach oben schauen. Sollten wir das wollen, müssen wir mehr in die Professionalität gehen. Damit muss man in der Regionalliga beginnen und das ist auch ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit bei der UVB. Solche Gedanken gehören angesprochen, man soll sich nicht davor fürchten. Natürlich sind Funktionäre die halb- oder hauptberuflich für die UVB arbeiten im Moment nicht angedacht, dürfen aber kein Tabuthema sein. Wollen wir uns in der Liga wirklich nach oben orientieren, werden wir uns mit diesem Gedanken auseinandersetzen müssen.

Das setzt allerdings voraus, dass man die Finanzkraft auf eine breitere Basis stellen muss. Mit welcher Strategie könnte das gelingen?

Es mag simpel klingen was ich sage, aber vor der Strategie steht eine Vision. Wenn ich einen Key-Account-Sponsor haben will, also irgend einen „Größeren“, da brauche ich eine ordentliche Vision, eine Strategie und ein Konzept dahinter. Der nächste Schritt ist, welche solcher möglicher Sponsoren in unserem Umfeld, passen zu unserer Philosophie? Dann müssen wir versuchen, Schnittstellen zustande zu bringen. Wenn wir diese Schnittstellen miteinander verbinden können, unser Leitbild, unsere Strategie zu einem (ober)österreichischen Unternehmen passt, dann können wir diesen im Key-Account ansprechen. Da braucht es dahinter die passende Vision, die passende Strategie und die passende Organisation. Die jetzigen Strukturen erlauben keine Akquise von Key-Account-Sponsoren. Langfristig bedeutet das auch, durchaus etwas größer zu Denken, dabei aber bodenständig zu bleiben. Das zu schaffen ist durchaus auch meine Aufgabe. Der zweite Schritt, der mir auch ein großes Anliegen ist und kurz- bis mittelfristig angegangen werden muss, ist das Thema Kantine. Da steckt ganz viel Potential drinnen. Möglicherweise müssen wir über ein attraktives Vereinsmitgliederprogramm nachdenken und müssen auch das Thema Merchandising aktiver angehen.

Noch eine letzte Frage, warum schafft die UVB noch den Ligaerhalt?

Zum einen, weil eine Mannschaft aufgebaut wurde, die – wie ich auch letzte Woche bei der Ligasitzung in Graz vom Mitbewerb gehört habe – von der Konkurrenz sehr gut eingeschätzt wird. Sicherlich, uns haben auch viele Spieler verlassen, weshalb letztendlich finanziell kein größerer Mehraufwand entstanden ist. Die Spielerqualität ist aus meiner Sicht gestiegen und mit Karl Vietz (mit seinem Team) ist ein Fachmann für uns aktiv, der es auch versteht – das ist jetzt mein ganz persönliches Gefühl – die Spieler zu motivieren und ein hervorragendes Gespür für sein Team entwickelt hat. Daher ist die Stimmung trotz der aktuellen Tabellensituation sensationell gut im Team, was auch sehr gut im Trainingslager in Lignano erkennbar ist.
Zum Zweiten haben wir das Konzept “Gemeinsam zum Ligaerhalt” entwickelt, wo wir die Fans für uns gewinnen wollen. Dafür haben Mario und ich auch ein Rahmenprogramm entwickelt und kann nur sagen: Lasst euch einfach überraschen!
Mein Eindruck ist ganz einfach, angefangen bei Gallus Pesendorfer, über Köpl Reini und Gerbl Lois, bis hin zu Mario Kaufmann, Günther Schul und Robert Hingsamer bis zu Markus und Kemal, es ist eine sehr positive Stimmung momentan im Verein. Also: was soll uns da noch anderes passieren, außer dass wir den Ligaerhalt schaffen!

Christian, Danke für dein ausführliches Interview!

Geschrieben von:

Administrator Website, Redakteur und Social Media

Die Kommentarfunktion wurde deaktiviert.

Schreibe einen Kommentar

Möchtest du dich an der Diskussion beteiligen?
Sag uns deine Meinung!